Die Geschichte des Schuhs
Ulrike Unverfehrt

In der späten Steinzeit banden sich Jäger Felle als Schutz um die Füße. Die älteste erhaltene Art der Fußbekleidung ist die Sandale (griechisch. sandalon; lat. sandalium; dt. Sandale erst seit dem 15.Jhd.). Sie besteht aus einer Sohle aus Flechtwerk, Holz, Leder oder Kunststoff, die mit einfachen Riemen über dem Rist oder zwischen den Zehen wie auch mittels eines Pflocks, urspr. aus Holz oder Knochen gehalten wurde. Syrer, Meder , Phönizier, Perser, und Hebräer sind mit geschlossenen Schuhen dargestellt. Sie waren aus einem Stück Leder, daß um den Fuß bis zum Knöchel gelegt und vorn mit Riemen oder Schlingen zusammengehalten wurden.

Seit etwa dem 7 Jhd. vor Chr. gab es die Krepis (lat. Crepida), einen Riemenschuh (Zwischenform zwischen Sandale und Schuh), dessen Sohle mit Nägeln beschlagen und der bis oberhalb der Knöchel umschnürt war.

Bei den Germanen war der Bundschuh verbreitet (aus einem Stück Leder, das unter die Fußsohle bis zu den Fesseln gelegt wurde. Vom 9. bis 12. Jhd. herrschte ein bis zur Wade reichender, sockenartiger Schuh (Soccus) vor. Seit dem 12. Jhd. bis 13. Jhd. gab es den bis zu den Knöcheln reichenden Schlupfschuh, der über dem Spann geschlitzt war und an der Innenseite mit Spangen- oder Schnürverschluß versehen war.

Zu Beginn des 14. Jhds. kannte man einen tief ausgeschnittenen, mit vielen Schnallen versehenen geschlossenen Schuh (Schnallenschuh) Nach Mitte des 14. Jhds. kam der Schnabelschuh, sowie der Unterschuh, die Trippe in Mode. Der Schnabelschuh war ein Schlupfschuh und hatte vertikale Schlitze an den Knöcheln und eine ausgeprägte aufgebogene Spitze.

Im ersten Viertel des 15. Jhds. nahm der Schnabelschuh eine weniger extreme Form an, um danach, bis um 1490/95 seine eigentliche Blütezeit zu erleben. Die Trippen (hölzerne Unterschuhe) schützten den Schnabelschuh vor Straßenschmutz und Wasserlachen. Im 15. Jhd. verbreitete sich die Pantoffel als Hausschuh. Um 1480 bildete sich der breite Renaissance-Schuh, der Kuhmaulschuh aus. Der Entenschnabel (um 1480-1505) hatte eine kurze, abgesetzte Spitze.

In der 1. Hälfte des 16. Jhds. dominierte der Kuhmaulschuh bei beiden Geschlechtern. Eine Sonderform davon war der Hornschuh. Um 1600 verbreitete sich der Absatz - zuvor hatte es in Europa keine Schuhe mit Absätzen gegeben. Im 17. Jhd. war der Absatzschuh die Mode der oberen Stände. Der Schuh wurde mit Bändern, Laschen und Schnallen geschlossen. Auf der Straße trug man hölzerne Unterschuhe.

Am Anfang des 18. Jhds. änderte sich die Form der Schuhe beider Geschlechter. Das Seiten- und Vorderleder wurde höher zum Bein hinauf geschnitten, es entstand eine lange Zunge, über die eine Querlasche seitlich oder kreuzweise geschlossen wurde. Beim Herrenschuh bildete die Schnalle den Hauptschmuck. Außerdem bürgerte sich der Escarpin ein. Es war ein leichter, sehr weit ausgeschnittener, absatzloser Schuh. Der Damenschuh im 18. Jhd. war an der Ferse mit einem Schmuckstück verziert. Weiterer Blickfang waren Schleifen, sowie kostbare Senkelbänder aus Gold- oder Silberfäden. Weiterhin gab es schützende Unterschuhe aus Holz, die man Clogs nannte.

Das 19. Jhd. ist das Jahrhundert des Halbstiefels, den man Botine oder Stiefelette bezeichnete. Nach 1875 wurde der Halbschuh als Straßenschuh akzeptiert. Er bedeckte den Knöchel, war vorn eckig, geschnürt oder mit einer Spange geschlossen und hatte einen bis zu 7 cm hohen Absatz. Der Halbschuh war aus Leder oder Lackleder und mit Steppnähten verziert. Es gab verschiedene Arten z.B. den Brogue, Oxord, Derby.

Im 20. Jhd. sind die bekannten Halbschuhformen die gängigsten Schnürschuhe des Mannes geworden. In den ersten beiden Jahrzehnten des Jhds. dominierte die elegante Einsatzstiefelette oder der Halbschuh mit Gamasche. In den 40er und 50er Jahren war der Herrenschuh betont bequem. In den 50er Jahren war der Schlupfschuh (College-Schuh genannt) in Mode. Im Sommer gehörte zur Freizeitkleidung die Sandale mit seitlichem Schnallenverschluß. In den 60er Jahren wurde der Herrenhalbschuh extrem schmal und spitz, der Absatz etwas höher. 1964 kam die sogenannte Beatle-Stiefelette auf. Als modische Freizeitschuhe gab es Cowboy-Stiefel und diverse Formen von Tennisschuhen. Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre waren Plateausohlen in Mode mit einer Höhe von 10 cm. Eine neue Generation von Winterstiefeln kam mit den Moonboots auf. Schließlich wird eine ganze Menschheitsgeneration nach ihren Schuhen benannt, die Turnschuhgeneration. Die Birkenstock-Sandale stellte in den 80ern einen Höhepunkt radikal-grüner Lebensäußerung dar. Ähnlich erging es den zum Jugendkultobjekt gewordenen Schuhen, den Dr. Martens.

Der Frauenschuh des 20.Jhds.sind die Pumps. In den 30er Jahren veränderte sich der Pumps. Die Schuhkappe wurde betont rund. 1936 erfand Salvatore Ferragamo den hohen ausgehöhlten Keilabsatz. 1955 kam aus Italien der dünne, geschweifte Bleistift- oder Pfennigabsatz, der anfangs noch sehr hoch war und erst in der ersten Hälfte der 60er Jahre niedrig wurde. Mädchen trugen sogenannte Ballerinaschuhe, die absatzlos waren und deren weiter Ausschnitt mit einem Gummiband zusammengehalten wurde. 1963 waren unter dem Einfluß der Op-Art geometrische Schwar-Weiß-Muster modern. Anfang der 70er wurden die Sohlen immer dicker, bis um 1972/73 Plateausohlen entstanden. Der Stiefel bekam einen hohen Absatz und wurde City-Stiefel genannt. 1980 verschwand der hohe Absatz ganz aus der Mode. In den 90er Jahren fällt die Zunahme an Farben in der Schuhmode auf. 1992 kam die Plateausohle wieder in Mode, jedoch nicht in so extremer Form wie zwanzig Jahre zuvor.

römische Sandale
 
Damenschuh, Mitte 18. Jh.
 
Herrenschuh 1908
 
Damenschuh: Figueroa 1987
  • Literatur:
  • Loschek, I. (1993) Accessoires. Symbolik und Geschichte. München: Bruckmann
  • Loschek, I. (1987) Reclams Mode- und Kostümlexikon. Stuttgart: Reclam
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