Bilddokumente aus meiner Sammlung
"Künstlerfeste"

Aquarell auf Postkarte von Jupp Hansen (Ittenschüler) an Margarete von Vacano zur Erinnerung an ein Künstlerfest in Düsseldorf - Lohausen (?) 1933

Meine Mutter (M v. V.) hatte Jupp Hansen auf einem Karnevalsfest kennen gelernt und war seither einige Jahre (bis 1935) enger mit ihm befreundet. Jupp Hansen (er nannte Margarete "Sepp"), vermittelte ihr die Farb- und Formlehre von Johannes Itten und die Theorien von Adolph Hoelzel und war selber in dieser Zeit wichtiger künstlerischer Berater für sie.
In der Karte konfrontiert Hansen wohl die bizarre, an der Exotik orientierte Künstlerwelt mit der störrischen Bauernwelt des Düsseldorfer Umlandes ("Lohhausen"), ein Motiv, das ich aus Zeitungsartikeln der Zeit kenne.
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"Palettte - nur echt mit dem dritten t"

Aquarell und Federzeichnung
auf Karton (11,2 x 17 cm)
von Hans Alfred Zepter (1937/38).

Die Palettte war ein Künstlerfest, das von Schülern der Klasse Schröder parallel zum "Paradiesvogel" veranstaltet wurde (29. 1. 1938 im Stadtwaldrestaurant Köln). Worauf das dritte "t" abzielt, ist bisher nicht bekannt. (Im Jahr davor gab es ein Fest "Palette" mit nur zwei t. Vielleicht fand es also zum dritten Mal statt. Hans Alfred Zepter war zu dieser Zeit Schüler an der "Handwerkerschule Köln" (vor und nach der Nazizeit als Kölner Werkschulen besser bekannt). Der Entwurf zeigt den blinden Amor mit Weitrauben und Pokal auf einer Palette. Die Frakturschrift verrät das Studium in der Klasse Hussmann. Die drei Kronen auf den t's verweisen natürlich auf das Kölner Wappen, aber Hussmanns Spezialität war auch die Heraldik. Ich weiß von meiner Mutter, dass meine beiden Eltern an den Dekorationen der Werkkunstschule mitgewirkt haben.

"Die Palettte - diesmal im Garten Fasteleer" - Plakat für das Künstlerfest der "Kunsthandwerkerschule Köln" am 29.1.1938 - aus dem Nachlass Schipperges
(95 x 66 cm). mit aufgeklebten Farbflecken und Affiche. Der gelbe (?) Fleck fehlt und wurde von mir retuschiert, um den ursprünglichen Eindruck zu simulieren.

Hans Alfred Zepter:
"Charlott Chérie erwartet sie"

Einladungsentwurf, wahrscheinlich 1939
(14 x 30,7 cm, Tempera auf Karton)

Das Charlott Chérie war ein Cabarett im Art-Déco Stil eingerichtet. Es lag in der Brückenstraße, Nähe Hohestraße und wurde im Krieg zerstört. Es existieren einige s-w Postkarten, die die verschiedenen Säle und ihre Einrichtungen zeigen. Das Ch.-Ch. war relativ mondän und ein Anziehungspunkt der Kölner Schickeria (und was sich dafür hielt). Es veranstaltete regelmäßig "Künstlerbälle", die von Kölner Künstlern ausgestattet wurden, bot außerdem in den Morgenstunden "nach den großen Bällen" Hühnersuppe für die verkaterten Ballbesucher an. ("UNd nach dem Paradiesvogel ... Hühnersuppe im Charlott Chérie!"). Von 1934 bis 1938 warb es als Charlott, offensichtlich schien in der Zeit völkischer Kultur das "Chérie" zu französisch.

Aus dem Fotoalbum
Margarete v. Vacano:

Künstlerfest in Düsseldorf
um 1932 (Fotomontage)

Die Fotomontage von einem Düsseldorfer Künstlerfest - wahrscheinlich veranstaltet von der Dekorationsfachschule am Fürstenwall 1, an der Margarete ihr Studium als "Dekorateuse" absolvierte, zeigt Studenten und Professoren in fortgeschrittener Karnevalsstimmung.

August Sander: Foto vom Lumpenball in Köln
Ende der 1920er Jahre
(Original Fotopostkarte mit Prägestempel
links unten: Fotoatelier August Sander, Köln-Lindenthal)

August Sander war der 'Hoffotograf' der berühmten Lumpenbälle in Köln, die zwischen den Jahren 1925 - 1934 in der Gastwirtschaft 'Zum decke Tommes' in der Brückenstraße von der Gruppe der 'Progressiven Kölner Künstler' veranstaltet wurden. (Hoerle, Seiwert u. a.)

Diese Foto zeigt möglicherweise Künstler des 'Jungen Rheinland' aus Düsseldorf. (Bisher noch nicht identifiziert).

Emil Orlik: Akt mit Chinesenhut
wahrsch. 1920er Jahre
(Originalfoto mit Nachlassstempel)

Viele Künstler der zwanziger Jahre dokumentierten mit Hilfe der Fotografie ihre Wünschen nach freier Sexualität und selbst bestimmten Lebensformen.
Der Jugendstilkünstler Emil Orlik fotografierte hier die junge Schauspielerin Alexa von Porembski als Aktmodell in seinem Atelier, aber "verkleidet" mit Chinesenhut.
(Orlik war 1901 nach Ostasien gereist und brachte von dort wichtige Anregungen für seine Kunst mit).
Das Foto ist ein Unikat und Vintage-Kontakt-Abzug. Es stammte aus dem Besitz von Orliks Schüler und Assistenten Joachim Rágóczy

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